Auftrag: Verknüpfung der eigenen Erfahrung
mit dem 1M Projekt mit der Theorie zum Wandel im Lernverständnis und zur
Haltung der Lehrenden
a)
aus
der Sicht der Lernenden
b)
aus
der Sicht des Lehrenden
Theoretische Grundlagen: Reich,
K (2009) :
Lehrerbildung konstruktivistisch
gestalten,
Kapitel 1.1. Ausgangspunkte einer veränderten
Lehrerbildung
1. Einleitung:
In der aktuellen deutschsprachigen
Bildungskultur, lässt sich zur Zeit ein (stark diskutierter) Wandel im
Lernverständnis und dem daraus resultierenden Unterrichtsstil beobachten:
Der lehrerzentrierten
Instruktionspädagogik früherer Tage, die auch häufig als sogenannter
Frontalunterricht umschrieben wird, steht dabei ein modernerer, konstruktivistischer
Ansatz entgegen (Konstruktivistische Lerntheorien) Der veralteten Lehr- und
Lerntheorie wird dabei seitens der neueren Sichtweise vorgeworfen, zu stark inhaltsdominant
zu sein, also mehr Wert auf eine hohe Breite, Vollständigkeit und Vielseitigkeit
des Lehrplans zu legen, was dazu führt,
das der Stoff im Zentrum steht, nicht aber mehr der/die Lernende(n). Die immer
weiter wachsende und damit kaum zu bewältigende Stoffmenge in vielen Fächern
nötigt demnach den Lehrer zu einem monotonen, textorientierten Unterrichtsstil,
der wenig auf die Bedürfnisse eines jeden einzelnen Schülers eingeht bzw.
eingehen kann. Bei den Schülern führt die kaum zu überwindende Menge an Stoff und
der monotone Lehrstil der Instruktionspädagogik seinen Gegnern zufolge wiederum
dazu, dass hauptsächlich prüfungsorientiert gelernt wird, der Stoff aufgrund
mangelnder, aktiver Erfahrung nur kurzfristig aufgenommen und für die Prüfungen
reproduziert werden kann, sich aber kaum ein tieferes Verständnis einstellt,
das auch bleibenden Charakter hätte. Die Ursache dessen ist der monotone, rein
textorientierte, und wenig multimedial ausgerichtete, methodenarme Unterrichtsstil.
Des weiteren können von der Gesellschaft immer mehr auf die Schule übertragene
Aufgaben, wie die Vermittlung fachübergreifender, sozialer, kultureller, und
technischer Kompetenzen, in dem veralteten, aber immer noch weit verbreiteten,
instruktivistischen Schulsystem - wenn überhaupt - nur minimal erfüllt werden.
Abbildung 1 fasst die essentiellen
Unterschiede zwischen dem instruktivistischem und dem konstruktivistischem
Lernmodell zusammen:
Im Rahmen dieser Reflexion soll im
folgenden das durchlebte M1 Projekt der
Fachdidaktik Biologie mit dem skizzierten Wandel im Lernverständnis verknüpft
und anhand der Ausführungen von Kersten
Reich (2009), Lehrerbildung konstruktivistisch gestalten, Kapitel 1.1 aus
der Sicht eines Lehrenden (Kapitel 2), aber auch aus der Sicht eines Lernenden
(Kapitel 3) analysiert und persönlich
reflektiert werden. Frau Fiona Straehl sowie Herr Dr. Christian Weiss haben am
gleichen fachdidaktischen Modul teilgenommen und das Projekt M1 sowie ihre
Erfahrungen ebenfalls in einem E-Reflexionsportfolio im Bezug auf den Wandel im
Lernverständnis reflektiert. Diese können zum Vergleich mit dieser Arbeit
herangezogen werden: FD Biologie - Reflexionen
Abbildung 1: Der Wandel im Lernverständnis
Quelle: Reich,K (2009) - Lehrerbildung konstruktivistisch gestalten, Beltz Verlag
2. Verknüpfung des M1 Projektes mit konstruktivistischen Prämissen - Eine Reflexion aus Lehrersicht!
2.1. Anregung und emotionale Betroffenheit
Kersten Reich betont in seinen Buch
„die Bedeutung einer emotionalen Betroffenheit und Anregung für den Einstieg in
Lernprozesse, sowie für die Motivation und die Durchhaltefähigkeit beim Lernen“.
Zudem ist aus zahlreichen Studien
bekannt, dass nur das Wissen, das aus eigenen Erfahrungen und Handlungen
entwickelt wurde, also eigenständig konstruiert und in das persönliche
kognitive, emotionale und sensomotorische Verhaltensschema eingebettet wurde, nachhaltig
gespeichert und behalten werden kann.
In Übereinstimmung mit dieser
Prämisse wurden zahlreiche Aufträge in
dieses Projekt eingebettet, die den Lernenden die Möglichkeit geben sollten,
aktiv an Ihrem eigenen Lernprozess mitzuwirken, bzw. Ihr Wissen durch Handlungen
selbst zu konstruieren. Ausgehend von einem menschlichen Umriss zeichneten die
Schüler alle am Stoffwechsel beteiligten Komponenten ein, die sie sich aus
bereits bekanntem Wissen erst einmal selbst reproduzieren mussten. Dieses (Prezi-)
Anfangsmodell wurde im Laufe des Projektes dann korrigiert und durch neues
Wissen erweitert, wodurch die Lernenden sich ihr Gedankenmodell somit selbst
erschlossen. Die Implementierung zahlreicher unterschiedlicher Methoden
(Zeichnen, Wiegen, Beobachten, Protokollieren, Filmen) kann sicherlich auch als
Möglichkeit gesehen werden, dem Anspruch der Aktivierung, und
Motivationsbildung gerecht zu werden.
2.2 Überschaubarer Lernstoff
Eine weitere konstruktivistische
Prämisse, die Reich als förderlich für
den Lernerfolg beschreibt, ist die Überschaubarkeit des Lernstoffes.
Überladene Lehrpläne wirken demnach
dem Ziel, Wissen dauerhaft zu etablieren, negativ entgehen, da das menschliche
Gehirn für die Praxis Wichtiges von Unwichtigem trennt, und letzteres durch das
Vergessen eliminiert wird, um Speicherplatz für die „wirklich wichtigen“ Dinge
zu schaffen. Hinzu kommt, dass die Fülle des Lernstoffs in Anbetracht der
limitierten Zeit dazu führt, dass viele Themen nicht vertieft und damit auch
nicht richtig verstanden werden können. Eine Begrenzung des Lernstoffs führt
demnach zu einem effektiveren und damit auch längerfristigen Lernresultat. Aus
diesem Grund rät das konstruktivistische Lernmodell, die Stofffülle auf Dinge
zu begrenzen, die in einem reellen, lebensnahen Kontext zu den Schülern stehen
und auf jeden Vollständigkeitswahn zu verzichten. Im Gegenzug sollen den
Lernenden stattdessen Methoden mit auf den Weg gegeben werden, wie mit dem
Vergessen umgegangen werden kann, bzw. wie man ihm effektiv entgegen treten
kann.
Die Fülle und Überschaubarkeit des
im M1 Projekt bearbeiteten Themenblocks „Stoffwechsel“ zu beurteilen, fällt
recht schwer, da die Schüler für die Bearbeitung deutlich mehr Zeiten hatten
als wir. Das Script zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass es alle wichtigen
Stationen behandelt, ohne zu tief ins Detail zu gehen, etwa jede einzelne
Funktion der Leber im Detail zu beschreiben. Auch werden keine Punkte
behandelt, die weit über ein Allgemeinbildungsniveau herausgehen oder als nicht
relevant bezeichnet werden können. Somit können auch in der Lernstoffauswahl
die konstruktivistischen Ansätze (Überschaubarkeit, Verzicht auf
Vollständigkeit) erkannt werden. Einen Beitrag gegen das Vergessen leisten sicherlich die bereits besprochenen
Methoden (Modellkasten, Filme/Cartoons), die helfen, sich Erlerntes besser
einzuprägen.
2.3. Generierung von Lernchancen
Für die Etablierung eines
langfristigen Wissens, die Konstruktion eigener Lernerlebnisse sowie die
Erprobung unterschiedlicher Lerntechniken ist laut Reich auch eine optimale
Lernumgebung, die eine konstruktive Lernleistung des Lernenden erlaubt, von
entscheidender Bedeutung. Der Frontalunterricht als Instruktionsphase ist hier
nur bedingt geeignet, da er eher der Wissensvermittlung zuzuordnen ist, aber
dem konstruktiven Lern-und Einprägungsprozess
nur bedingt dienlich ist. Das einzige, klassische Element der
Lernchance, das in den veralteten Lehr/Lernmodellen institutionalisiert wurde,
ist die Hausaufgabe. Auch wenn ein förderlicher Effekt von Hausaufgaben nicht
abzustreiten ist, betont Reich in seinem Buch die Wichtigkeit einer guten
Lernbegleitung, die neue Impulse setzt, und konstruktivistische Gedankengänge ermöglicht.
Zeitfenster innerhalb des fachdidaktischen Unterrichts, in denen wir
selbstständig in kleinen Teams mit unseren Knetmodellen die
Stoffwechselprozesse rekonstruieren konnten, eigenständig die Zusammensetzung
unserer Mahlzeiten anhand von Nahrungstabellen analysieren konnten, und den
Lehrer, sowie Mitschüler bei Problemen und Fragen zu Rate ziehen konnten,
stellen Ansätze dar, den Schülern solche Lernerlebnisse bzw. Lernchancen im
Kontext einer guten Lernbegleitung zu ermöglichen.
2.4. Reduzierung der Instruktionspädagogik und Etablierung eines vielgestaltigen Unterrichts
Wie bereits mehrfach angesprochen,
zielt das konstruktivistische Lernmodell auf eine Reduzierung eines auf den
Lehrer und den Lernstoff konzentrierten Darbietungsunterrichts
(Frontalunterricht). Dem konstruktivistischen Lernverständnis folgend führt diese
Instruktionspädagogik auf der Seite der Lernenden lediglich zu einer
oberflächlichen Verarbeitung des Lernstoffes, die im Kontext von Prüfungen vielleicht zu einem reproduzierbaren
„Lernerfolg“ führt, einem langlebigen Verständnis jedoch eher im Wege steht. Um
dieser Gefahr entgegenzuwirken, soll nach der konstruktivistischen Anschauung
der Lehrer nicht etwa die Rolle eines Wissensvermittlers übernehmen, sondern
vielmehr in Form eines Coaches die Lernenden dabei unterstützen, sich das
Wissen im Kontext der eigenen Werte und Erfahrungen selbst zu konstruieren und
in das Modell der eigenen Weltanschauung einzubetten. In diesem Kontext stellt
der bisher erlebte fachdidaktische Unterricht in Form des bearbeiteten M1
Projektes ein Musterbeispiel dar, in dem sich die Instruktionsphasen in Form
des ausgeteilten Skriptes und der audiovisuell-unterstützten Repetitionssequenzen
(Bedeutung der Ballaststoffe für den Stuhlgang, Ursache der gelben Urinfarbe)
auf ein Minimum beschränkten, und den Schülern aufgetragen wurde, sich Ihr
Wissen anhand vielfältiger Aufträge mit Hilfe des Skriptes, durch
Beobachtungen, Analysen und Modellierungen selbst zu konstruieren. Somit wurden
vielfältige Handlungsbezüge geschaffen, die es dem Lernenden erlauben, sich das
zu vermittelnde Wissen selbst zu konstruieren.
2.5. Anspruch der Beziehungsdidaktik
Das non-verbale Verhalten des
Lehrers, der Einfluss von Sympathie- und Antipathiewerten sowohl des Lehrers
gegenüber den Schülern als auch umgekehrt, haben sowohl im „veralteten“,
instruktionalisierten Lernmodell als auch im konstruktivistischen Lernmodell
einen unbestreitbaren Einfluss auf das Lernverhalten und den Lernerfolg der Lernenden.
Aus diesem Grund sollte im konstruktivistischen Modell von Seiten des Lehrers
der autoritäre Unterrichtsstil auf ein
Mindestmaß reduziert werden ohne dabei in eine Art Kuschelpädagogik zu
verfallen, und ohne für den Lernerfolg ebenso wichtige Forderungshaltungen zu vernachlässigen. Auch
unter diesem Aspekt konnte im Rahmen des M1 Moduls eine Kohärenz zum
Unterrichtsstil des Fachdidaktikers beobachtet werden, der sich durch Gesten
(persönliche Begrüßung), Kompromissbereitschaft (Blog/ Prezi Pflicht Ja/Nein, Erlaubnis das erstellte
Material (Prezi) im Test benutzen zu dürfen, zufällige Bewertung der
Reflexionen versus Mitspracherecht der Lernenden, etc.) um ein kollegiales,
sympathie-förderndes Verhältnis zu den Lernenden bemühte, umgekehrt aber die
Bearbeitung möglichst vieler Aufträge oder die Anfertigung zweier
Reflexionsportfolios innerhalb eines sehr eng gefassten Zeitfensters forderte um damit vermutlich dem
Leistungsanspruch gerecht zu werden.
2.6 Einbettung neuer Medien in den Unterricht und die implementierte Förderung überfachlicher methodischer Kompetenzen
Laut Reich darf ein modernes
Lernmodell sich nicht ausschließlich an Texten orientieren und sich damit vom
alltäglichen Wissenserwerb (z.B. Internet, Fernsehen) abkapseln, sondern muss diese gezielt in den Unterricht
implementieren, um dem Anspruch einer natürlichen Lernumgebung gerecht zu werden. Im Einklang damit steht
die Einbettung illustratorischer Videos
in die kurz gehaltenen Instruktionsphasen (Video zum Stuhlgang und zum Abbau
der roten Blutkörperchen), sowie die Beschaffenheit der Aufträge, die zum Teil
daraus bestanden, mittels des online Tools Prezi und eines Blogs (krugerdunningbio.blogspot.de) interaktive Arbeiten anzufertigen.
Als durchaus problematisch empfand ich dabei jedoch die verharmlosende Forderung, sich auf
diversen Plattformen zu registrieren und diese Werkzeuge vorbehaltlos zu
benutzen, ohne den Lernenden eine Einführung zu geben und sie sowohl auf die
Vorteile, aber auch auf die Gefahren dieser
neuen Medien hinzuweisen bzw. sie im richtigen Umgang zu schulen.
Durch die direkte Konfrontation der
Lernenden mit diesen Aufträgen wurde jedoch nicht nur der Umgang mit diesen
Programmen „zwangsläufig“ erlernt, sondern wir (die Schüler) zumindest auch für
die Probleme sensibilisiert, die zwangsläufig mit dem Gebrauch des Internets
aufkommen (Datensicherheit, Nutzen und Gefahren von Blogs), wie die unter den
Schülern entstehende Diskussion zu diesem Thema beweist. Aus
konstruktivistischer Sicht könnte man also sagen, dass auch dieses Thema
geschickt in einen Handlungsbezug eingebettet wurde, und die Schüler sich ihre persönliche
Ansicht zu diesem Thema durch den Gebrauch dieser online Tools sowie durch die
entstehenden Diskussion selbst erarbeiten konnten.
2.7 Förderung überfachlicher Sozial- und Beziehungskompetenzen
Betrachtet man die
Verantwortlichkeiten, die der Schule früher zugeordnet wurden, mit den Verantwortlichkeiten,
die sie heute von der Gesellschaft aufgetragen bekommt, so fällt auf, dass
entgegen einer früheren, reinen Verpflichtung Wissen zu vermitteln, die Schule
von heute auch mit der Aufgabe betraut wird, neben der fachlichen Ausbildung
auch die methodischen und sozialen Kompetenzen der Lernenden zu fördern. Die im
M1 Projekt erfahrene Implementierung solcher interaktiven, technik-orientierten
Projekte (Videodreh, Blog Führung, Prezi) trägt unbestritten zur Erweiterung
der methodischen Kompetenzen bei, wie im vorhergehenden Abschnitt besprochen.
Bezüglich der Förderung überfachlicher
Sozial- und Beziehungskompetenzen leisten die im M1 Projekt implementierten,
zahlreichen Gruppenarbeiten einen entscheidenden Beitrag, die Kommunikations-, und
Interaktionsfähigkeiten, die Teamfähigkeit und die Selbstorganisation der
Lernenden zu stärken, bzw. Ihnen Umgebungen bereitzustellen, diese
handlungsbezogen einzuüben.
3. Reflexion der im M1 Projekt beobachteten, konstruktivistischen Prämissen aus der Sicht der Lernenden
3.1 Anregung und emotionale Betroffenheit
Die Thesen zum positiven Effekt
einer motivierenden Anregung, der Interessensgenerierung und Implementierung
handlungsbezogener Lernerlebnisse auf den Lernerfolg werden nach den selbst
erlebten Erfahrungen unterstützt. Natürlich ist der Lernerfolg größer, wenn der
Lernprozess von Interesse, Abwechslungsreichtum und Spaß begleitet wird. So
waren die Videos des Fachdidaktikers (Tomatensaft, Urinfarbe) sicherlich
förderlich, unser Interesse
an diesen Fragen neu zu wecken. Hinderlich werden solche implementierten
Handlungsbezüge jedoch, wenn sich die Lernenden dadurch unterfordert
(Modellierkasten) fühlen oder gar als ärgerlich empfunden werden (Output
Beobachtung) und dadurch drohen eine dem Lernziel nicht förderliche Antipathie
zu generieren. Aus diesem Grunde sollten die implementierten Handlungsbezüge
immer sorgfältig auf die Kompetenzen der Lernenden abgestimmt werden. Für den
Biologie Unterricht in der Sekundarstufe erschienen die aufgeführten Aufträge
größtenteils sehr förderlich, wohingegen für den Fachdidaktikunterricht die
Erfüllung der Aufträge sehr oft eher als nervig
empfunden wurde, was nicht zuletzt auch mit dem enormen Arbeitsaufwand zusammenhing.
3.2 Überschaubarer Lernstoff
Aufgrund der eigenen fundierten
Vorkenntnisse fällt es schwer, die Überschaubarkeit des Lehrstoffs aus Sicht
der Lernenden zu beurteilen. Mit dem Wissen, dass die behandelten Funktionen
der Organe deutlich komplexer sind und auf die einzelnen Aminosäuren nicht
näher eingegangen wurde, kann diese Überschaubarkeit aus Lehrersicht
aber sicherlich attestiert werden. Bei der Wiederholung des Skriptes für den
angekündigten Test fiel zudem auf, dass der Stoff gut strukturiert war, und
sich somit gut einprägen lies. Aus fachdidaktischer Sicht wurde die von der
Lehrperson vertretene persönliche Präferenz der konstruktivistischen Lehrmethode
bereits in der ersten Stunde deutlich. Ziel war es, uns durch das Erleben
dieser konstruktivistischen Lehrmethode von der besseren Qualität gegenüber dem
klassischen Frontalunterricht zu überzeugen oder uns zumindest Möglichkeiten
aufzuzeigen, konstruktivistische Ansätze in den Unterricht einfliessen zu
lassen und uns zum Vergleich und zur Evaluation anzuregen.
Die grundsätzliche
Auseinandersetzung mit den konstruktivistischen Theorien empfinde ich aus der aktuellen Diskussion heraus als sehr sinnvoll.
Ob man für die Evaluation das ganze Projekt selber durchgespielt haben muss,
oder es nicht gereicht hätte, den Aufbau und Verlauf des Lernprojektes grob zu
skizzieren und anschließend mit den klassischen Theorien zu vergleichen, möchte
ich an dieser Stelle dahingestellt lassen. Allerdings muss ich zugeben, dass -
obwohl ich mich eher als Skeptiker des konstruktivistischen Ansatzes sehe-
ich durch dieses Modul einige
förderlichen Ansätze kennengelernt habe, die ich auch in den eigenen Unterricht
später einfliessen lassen möchte.
3.3. Generierung von Lernchancen
Wie im konstruktivistischen
Unterricht eingeplant, hatten wir auch in der Fachdidaktik Perioden, in denen
wir im Team an den Aufträgen arbeiten konnten, uns untereinander austauschen
konnten, und der Fachdidaktiker beratend als Ansprechpartner lernbegleitend zur
Verfügung stand.
Diese Lernchancen empfinde ich auch
aus Sicht des Lernenden als durchaus förderlich, wenn sie richtig genutzt
werden. Hierbei ist die Selbstverantwortung der Schüler (Dubs Kapitel 4) nicht
zu unterschätzen. Umgekehrt sehe ich es
als wichtig an, dass bei der persönlich für gut befundenen Bereitstellung
solcher Lernchancen, der Lehrer tatsächlich nicht nur auf Sympathie oder Gleichgültigkeit
beruhend seine fordernde Rolle vergessen sollte, und darauf achten sollte, dass
auch alle Schüler diese Lernchancen effektiv wahrnehmen, und somit seine Rolle
als Lernbegleiter aktiv wahrnimmt. Die Zeit der Lernchancen sollte vom Lehrer
dazu genutzt werden, durch die Bänke zu gehen, und sich den Lernenden für Fragen anzubieten, und
nicht als Gelegenheit verstanden werden, die Schüler zu beschäftigen, um in der
Zeit andere Dinge zu erledigen. In unserem Modul hat Patrick diesem Anspruch
zufriedenstellend entsprochen. Während der Bearbeitung der Aufträge war er
immer präsent, lief durch die Bänke, und stand jederzeit für Fragen zur
Verfügung.
3.4. Reduzierung der Instruktionspädagogik und Etablierung eines vielgestaltigen Unterrichts
Das bearbeitete M1 Projekt strotzt regelrecht vor Methodenfülle. Neben
Zeichnen waren Modellierungen (Verdauungsprozesse), Filmen, und multimediale
Aufgaben Inhalt der unterschiedlichen Aufträge. Diese haben durchaus zu einer
Aktivierung geführt (sprich: man ist nicht eingeschlafen). Die gezeigten Filme
und damit verbundenen Fragen haben zur einer Interessensweckung geführt und
sich somit auch positiv auf die Motivation ausgewirkt. Zu Bedenken bei der
Implementierung verschiedener Methoden
bleibt aber die Gefahr, dass es beim Einbezug einer bestimmten Methode (z.B.
Filmen) passieren kann, dass sich das Interesse der Schüler plötzlich nur noch
auf die Methodik konzentriert , und das eigentliche Lernobjekt in den
Hintergrund abdriftet. So musste ich mich bei der Prezi Generierung selber
bremsen, um nicht in einen, zeitraubenden Perfektionismus zu verfallen.
3.5. Anspruch der Beziehungsdidaktik
Der positive Einfluss einer sympathischen Lehrerausstrahlung und eines
von Respekt und Wertschätzung geprägten Lehrer-Schülerverhältnisses auf den
Lerneffekt wurden bereits in der eigenen
Schulzeit erkannt und spiegelten sich auch in diesem Kurs wieder. Die
persönliche Begrüßung durch den Fachdidakten empfand ich als sehr förderlich
für ein entspanntes Klassenklima und ich beabsichtige, solche Barriere-abbauenden
Rituale nach Möglichkeit auch in das persönliche Lernmodell einfließen zu
lassen.
3.6 Einbettung neuer Medien in den Unterricht und die implementierte Förderung überfachlicher methodischer Kompetenzen
Die Einbettung neuer Medien in den
Unterricht (Prezi, Blog) wurde aus persönlicher Sicht nach anfänglichen
Diskrepanzen (basierend auf dem zeitlichen Aufwand) begrüßt, da diese Techniken enorme praktische
Vorteile beinhalten, und zumindest mir auch Spaß machen. Das diesbezügliche
Credo in der Klasse war jedoch sehr gespalten. Wie bereits angesprochen, sollte man jedoch, wenn man den Einsatz
dieser Werkzeuge (Blogger) propagiert, die Schüler auch unbedingt im richtigen
Gebrauch dieser Möglichkeiten schulen und sie rechtzeitig auf
datenschutztechnische (urheberrechtliche) Fragestellungen und die damit
verbundenen Risiken aufmerksam machen. Darauf zu vertrauen, dass sich
jeder in der Diskussion seine eigene
Meinung zu dem Thema bildet, erachte ich besonders bei Kindern und Jugendlichen
als gefährlich und nicht ausreichend.
3.7 Förderung überfachlicher Sozial- und Beziehungskompetenzen
Der auferlegte Einsatz dieser Online
Tools war sicherlich nützlich um mir überfachliche Kompetenzen anzueignen. Ich
kannte diese Werkzeuge noch nicht bzw. habe ich nie zuvor einen Blog
geschrieben. Neben der fachlichen Bildung konnte ich somit auch mein
Methoden-Knowhow erweitern, was ich nach dem „Zwei mit einer klappe“ Prinzip
durchaus als Willkommen empfand. Natürlich sollte immer beachtet werden, dass
sich das Niveau der zu vermittelnden, überfachlichen Kompetenzen auf einem
erfüllbaren Level befindet, und die Aneignung der überfachlichen Kompetenz sich
nicht als anstrengender und zeitaufwendiger erweist, als die anzueignende
fachliche Kompetenz.
Die implementierte Teamarbeit wurde
ebenfalls als sehr positiv und lernförderlich empfunden. Neben den
offensichtlichen überfachlichen Zielen, die Interaktions-und Kommunikationsfähigkeiten
der Lernenden zu stärken, wirkt Teamarbeit auch fachspezifisch förderlich, da
sie den Unterrichtskontext auflockert, aktivierend wirkt, und zum Spaß am
Unterricht und damit zur Motivation beiträgt. Wichtig hierbei ist jedoch die
Harmonie und Ausgeglichenheit innerhalb der Gruppe. Antipathien innerhalb der
Gruppe können den gegenteiligen Effekt bewirken, wurden aber in diesem Modul auch
nicht erfahren.
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