Heute beginnt die Fachdidaktik Biologie. In dieser Einführungsveranstaltung erfahren wir, wie das erste Semester der FD Biologie abläuft:
Demnach werden wir mithilfe von Zeichnungen, Beschriftungen, Photos, und dem Präsentationsprogramm PREZI ein 3D Modell des Menschen erstellen. In den folgenden Lektionen werden wir dann immer weiter ins Detail dieses anfangs sehr einfach gehaltenen Modells eintauchen, und das Modell dementsprechend erweitern.
Auch soll man hierbei einen Blog führen.
Diese Blogomanie ist uns zugegeben höchst unsympathisch und spiegelt unserer Meinung nach lediglich den jugendlichen, und unserer Ansicht nach unnötigen und gefährlichen Drang wieder, alles und jedes Detail seines Lebens ins Internet zu stellen. Zudem sehen wir die Gefahr von Urheberrechtsverletzungen, auf die wir jedoch an dieser Stelle nicht weiter eingehen.
Nachtrag 30.10.2013: Nachdem ich mittlerweile eine Weile an diesem Blog gearbeitet habe, sind mir auch einige Vorteile eines solchen Blogs aufgefallen, weshalb ich diese Kritik an dieser Stelle relativieren möchte :-).
Die genannten kritischen Punkte bezüglich Urheberrecht, Persönlichkeitsrecht und Diskretion erachte ich aber nach wie vor als "sehr wichtig" und diskussionswürdig!
Ziele unseres Fachdidakten:
Unser Fachdidakt Patrick setzt in seinem didaktischen Modell auf Teamarbeit und eine "Learning by Doing" Strategie.
Die Vorteile dieses Modells liegen darin, dass junge Menschen auf diese Weise lernen, sich zu organisieren, sich mit unterschiedlichen Menschen zu arrangieren, sich auszutauschen, sich durch dieses feedback gegenseitig zu unterstützen, und den Lerninhalt so auf spielerische, praktische Art erlernen.
Ich betone, dass wir Teamarbeit nicht als schlecht betrachten ! Aber berufend auf Rolf Dubs-Lehrerverhalten Kapitel 1 lehnen wir auch eine absolute Verteufelung von Frontalunterricht ab.
Es gibt kein ultimatives Best-Modell und gerade in den Naturwissenschaften mit einem enormen Lehrplan-Pensum, sollte man sorgfältig prüfen, wann Frontalunterricht und wann Teamarbeit Sinn machen.
Eigene Ziele:
Die Teamarbeit und die aktive, projektausgerichtete Gestaltung des Unterrichtes tragen sicherlich zu einem aufgelockerten, aktiven Unterricht bei und helfen somit, der Langeweile bei den Schülern entgegenzuwirken.
Aufgrund der enormen Quantität und Komplexität in den Naturwissenschaften erscheint es uns aber fraglich, ob solch eine exklusiv spielerische Herangehensweise ausreicht und geeignet ist, den Schülern die Fülle der komplexen Zusammenhänge in der Biologie in den gegebenen Zeitfenstern näher zu bringen. Desweiteren sehen wir in diesem didaktischen Modell die Gefahr, dass nur ein geringer Teil der meist jungen Teilnehmer sinnvoll mitarbeitet bzw. die Arbeit macht, während die anderen Gruppenmitglieder lediglich passiv das Ganze beobachten oder im schlimmsten Fall gar nur physisch teilnehmen und ansonsten Blödsinn machen.
Zu Beginn dieses Kurses gewinnen wir den Eindruck, dass Patrick wie viele, wenn nicht sogar der Großteil unserer Dozierenden kein Freund von Frontalunterricht ist.
Wir teilen diese Auffassung nur zum Teil!
Gewisse Punkte, besonders in den Naturwissenschaften müssen unserer Ansicht nach "frontal" bearbeitet werden....
Wir begrüssen die didaktische Tendenz, interaktive Teamarbeit und Kooperation in einzelnen Projekten zu fördern, da sie unseres Erachtens nach immens dazu beitragen, die sozialen Eigenschaften eines heranwachsenden Menschen zu fördern. Als gelegentliche Abwechslung und um den Forschergeist der Studenten zu wecken, sind solche praktischen Aufgaben sicherlich förderlich.
Hierbei sollte man jedoch beachten, dass gewisse (zum Beispiel, introvertierte, verängstigte) Charaktere in der Teamarbeit vielleicht eine Chance erhalten, aber umgekehrt vielleicht auch leiden , wenn die Gruppen nicht sorgfältig und kompetenzorientiert gebildet wurden.
Fazit:
Wir hätten erwartet einen Überlick darüber zu erhalten, welches -lehrplantechnisch- die Hauptthemen sind, die man in der Sekundarstufe II den Schülern beibringen muss, und dabei vielleicht mehrere unterschiedlichen Ansätze gezeigt bekommt, wie man diese Inhalte interessant und verständlich den Schülern näher bringen kann, also eine "Toolbox" erarbeitet, wie man welche praktischen Experimente in den Biologieunterricht einbauen kann.
Patrick´s Vorstellung spezieller Werkzeuge wie PREZI, Wordle, Skitch oder Blogger ansich, um die Lehrinhalte besser zu vermitteln, haben wir als wirklich gut und bereichernd empfunden .
Wir haben uns gewünscht bzw wünschen uns, noch weitere sinnvolle Plattformen, Programme, Internet Links, die für Biologielehrer interessant sind, kennenzulernen.
Die strikte, zeitaufwendige, auf ein Thema begrenzte Abarbeitung einer Aufgabenliste betrachten wir jedoch als höchst einseitig.
Wir befürchten, in diesem Kurs einen hohen Arbeitsaufwand betreiben zu müssen, um zum Schluss lediglich zu wissen, wie man mit PREZI arbeitet und wie man mit dessen Hilfe ein 3D Modell des Menschen strukturieren kann, obwohl es solche Modelle schon längst und in optimierter Form bereits gibt !
Wie die Erstellung eines dreidimensionalen 3D Modells, die Durchführung von In- und Output Messungen , etc. dazu beitragen, uns zu guten Biologielehrern auszubilden, ist uns ehrlich gesagt zum momentanen Zeitpunkt nicht ganz klar.
Sinnvoller hätten wir es gefunden, mögliche Ansätze zu besprechen, den Schülern in diesem Fall die Funktionseinheit Mensch, das Verdauungssystem zum Beispiel, auf interessante, motivierende Art näher zu bringen. Eine grobe, kooperativ frontale Auflistung der Nährstoffe in einigen exemplarischen Lebensmitteln und die Aufstellung eines Muster-Inputs Output Modells stellt eine gute und interessante Option da, reicht unserer Ansicht nach aber auch vollends aus, die Schüler an Stoffwechselzusammenhänge, die Bestandteile der Nahrung, eine gesunde Ernährungsweise, und die Signifikanz einzelner Faktoren heranzuführen.
Die Schüler ihre Exkremente dann aber noch selber abwiegen zu lassen, erachten wir jedoch aus kultureller, hygienischer und gesundheitlicher Sicht als sehr grenzwertig, wissenschaftlich aufgrund der Ungenauigkeit und der unzähligen Variablen als absolut unsinnig, und innerhalb einer Fachdidaktikvorlesung für angehende Biologielehrer mit absolviertem Biologiestudium als völlig unangebracht. Wenn ich Kinder hätte, die plötzlich in der Küche stehen und Ihre Exkremente in Tupperboxen auf der Haushaltswaage abwiegen, würde ich als Vater am nächsten Tag in der Sprechstunde des Schulrektors sitzen!
Selbst an der Uni, wo wir bereits in der mikrobiologischen Lehre gearbeitet haben, wurden uns solche Versuche mit Studenten von unseren Vorgesetzen aus genau diesen Gründen untersagt!
Ohne es jetzt künstlich auf die Spitze treiben zu wollen, stellt die Aufforderung, die dabei ermittelten Werte dann auch noch in Form eines Blogs oder einer PREZI Präsentation ins Internet zu stellen, unserer Ansicht nach weitere (Problem-)fragestellungen auf (i.e. Persönlichkeitsrechte) .
Die Implementation praktischer Arbeiten sowie der neuen Medien und des Internets sehen wir als einen großen Vorteil und eine Bereicherung des Unterrichts an, wollen mit diesem Blogeintrag aber auch bewußt kritisch darauf aufmerksam machen, dass es sinnvolle aber auch nicht-sinnvolle Experimente gibt, und der Einbezug des Internets ganz klar zahlreiche Vorteile aber eben auch Gefahren und Probleme mit sich bringt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen